Drama von Frank Wedekind
Frühlings Erwachen
Frühlings Erwachen ist ein auf einmalig intensive Weise packendes Stück über die Nöte, Sehnsüchte und Phantasien junger Menschen. Die Regiearbeit von Christian Schidlowsky findet es einen sehr eigenen Zugang zu der Schülertragödie. In dem Zwischenreich eines verlorenen Raumes, vielleicht einer verlassenen Schule, werden Erinnerungen einer alten Dame lebendig. An die Suche nach Sinn und Sinnlichkeit, die Zeit des Aufbruchs und des Scheiterns, an den Selbstmord des Sohnes unter dem Leistungsdruck der Lernanstalt. In dieser Zwischen-Welt entfalten sich Wedekinds Sprache einer vergangenen Epoche genauso wie die Gegenwärtigkeit des Stoffes.
Der sensible Moritz Stiefel (Georg Schmiechen) hat schreckliche Angst, nicht versetzt zu werden. Außerdem befindet er sich in der Verwirrung seiner erwachten Sexualität. Sein freier erzogener Freund Melchior Gabor (Arno Schlein) hat sich seine Kenntnisse über sexuelle Vorgänge aus Büchern zusammengereimt und gibt Moritz eine selbstverfasste Aufklärungsschrift. Auch die Mädchen finden bei den Erwachsenen keine Unterstützung. Wendla wird von Melchior schwanger. Die Eltern stehen dem Schuldruck und der Sexualität ihrer heranwachsenden Kinder selbst hilflos gegenüber. Moritz glaubt, seinen Eltern sein schulisches Versagen nicht zumuten zu können und begeht Selbstmord.
Aus persönlichen Erlebnissen und denen seiner Schulkameraden schöpfend hat Frank Wedekind (1864 - 1918) diese von verwirrenden Ängsten und Sehnsüchten bestimmte Schülerwelt mit psychologischem Scharfblick erfasst.
Wedekind wuchs in der Schweiz auf und war nach einem – unabgeschlossenen – Jurastudium als Journalist, Reklamechef und Zirkussekretär tätig. Bei dem Kabarett „Die elf Scharfrichter" und als Mitarbeiter des „Simplicissimus" in München erwarb er sich ersten größeren Ruhm. 1906 machte ihn Max Reinhardts Berliner Inszenierung von "Frühlings Erwachen" in ganz Deutschland bekannt.