Lustspiel von Heinrich von Kleist
Der zerbrochene Krug
Marthe Rulls Krug ist zerbrochen. Sie verdächtigt Ruprecht, den Bräutigam ihrer Tochter, heimlich die Nacht bei Eve verbracht und bei der überstürzten Flucht das wertvolle Stück zerschlagen zu haben. Die Sache kommt vor Dorfrichter Adam zur Verhandlung, der selbst völlig lädiert in der Gerichtsstube erscheint. Mit gewieften Verschleierungstaktiken und unlauteren Verhörmethoden setzt er allen Eifer daran, mehr Dunkel als Licht in den Fall zu bringen. Je mehr sich Adam in Ausflüchten und Lügen verstrickt, desto vergnüglicher wird es für das Publikum. Als schließlich eine unerwartete Zeugin auftaucht, bleibt ihm nur die Flucht aus dem eigenen Gerichtssaal.
Ein köstliches Verwirrspiel um einen Richter, der über sich selbst zu Gericht sitzen muss. Eingewoben sind Themen von immerwährender Bedeutung: Habgier, Liebe, Machtmissbrauch, die Grenzen von Vertrauen, Glück und Unglück, Schuld und Unschuld. Es ist meisterhaft in der Charakterzeichnung, in der wortwitzigen Sprache und in der fast unmerklichen, doch entscheidenden Vertiefung des Komischen ins Tragische.
Heinrich von Kleist, der preußische Dramatiker, Erzähler, Lyriker und Publizist entstammte einer alten, ursprünglich pommerschen Adelsfamilie, die sich lange schon in mehrere Linien aufgespalten hatte und seit dem 17. Jahrhundert für ihre Militärtradition bekannt war. Am 10. oder 18. Oktober 1777 in Frankfurt an der Oder geboren und am 21. November 1811 am Wannsee bei Berlin zusammen mit seiner Freundin Henriette Vogel aus dem Leben geschieden, gilt er heute als einer der wichtigsten Autoren der Romantik. Seine Werke stießen bei seinen Zeitgenossen auf wenig Verständnis und wurden teilweise erst nach seinem Tod publiziert.