Drama von August Strindberg
Deutsch von Christel Hildebrandt
Fräulein Julie
Im Küchenbereich eines gräflichen Gutes wundern sich der Hausdiener Jean und die Köchin Kristin, seine Verlobte, über das Benehmen des Fräuleins Julie: In Abwesenheit des Grafen tanzt seine Tochter in der Mittsommernacht mit den Angestellten. Bald erscheint sie sogar in der Küche und provoziert Jean mit ihren Avancen. Er warnt sie vor dem Gerede der Leute und den Konsequenzen, die sich aus einer so ungleichen Liebesbeziehung ergeben. Aber er gesteht ihr auch, dass er sie schon als Junge angeschwärmt hat. Wie in den Runden eines Kampfes durchleben Jean und Julie in dieser Nacht Liebe und Hass, Ernst und Spiel. Fluchtpläne werden geschmiedet und es kommt zeitweise zum Rollentausch von Herrin und Knecht. Am nächsten Morgen, als Kristin erwacht ist und der Graf zurückkehrt, muss sich erweisen, ob Julie und Jean wirklich den Aufbruch in eine gemeinsame Zukunft wagen.
„Fräulein Julie”, Strindbergs fünftes Stück, ein herausragendes Beispiel der naturalistischen Dramatik, ist bis heute Strindbergs meistgespieltes Werk. Was dem damaligen Skandalstück bis heute seine Brisanz verleiht, ist das facettenreiche Verhältnis von Julie und Jean, die sich ständig auf dem schmalen Grat zwischen verboten und erlaubt, Macht und Unterwerfung, Spiel und Ernst bewegen.